Dzemail Demic
Master of Fine Arts & Diplom Kunst-Pädagoge
Künstlername: Dzemo De Vinci
Künstlerisches Statement
Als Künstler bewege ich mich im Spannungsfeld zwischen Realismus und Surrealismus – dort, wo die sichtbare Welt auf die verborgenen Dimensionen des Bewusstseins trifft. Meine Arbeit ist eine kontinuierliche Erforschung der Frage: Wie beeinflusst unsere Wahrnehmung unsere Realität?
Jedes meiner Werke ist eine Einladung zur Selbstreflexion. Ich verstehe Kunst als Spiegel, in dem wir nicht nur das Dargestellte, sondern auch uns selbst erkennen können. Die klassischen Techniken der alten Meister sind mein Fundament, doch ich strebe danach, sie mit zeitgenössischer Ausdruckskraft zu verbinden, um Brücken zwischen Tradition und Innovation zu schlagen.
In meinen Bildern verwebe ich bewusst Licht und Schatten, Realität und Traum, das Äußere und das Innere. Die Symbole und Metaphern, die ich einsetze, sind keine Rätsel, die gelöst werden müssen, sondern vielmehr Tore zu tieferen Bewusstseinsebenen. Sie laden den Betrachter ein, über die Oberfläche hinauszublicken und seine eigene innere Landschaft zu erforschen.
Meine künstlerische Praxis verstehe ich als einen Akt der Selbsterinnerung. In einer Welt, die uns ständig nach außen zieht, schaffe ich Räume der Innerlichkeit und Kontemplation. Dabei experimentiere ich mit verschiedenen Materialien und Techniken, immer auf der Suche nach dem präzisesten Ausdruck für das, was zwischen den Zeilen der sichtbaren Wirklichkeit liegt.
Ich glaube, dass Kunst die Kraft hat, uns zu transformieren – nicht durch Belehrung, sondern durch Erfahrung. Meine Werke sind keine fertigen Antworten, sondern lebendige Fragen. Sie entstehen im Dialog zwischen mir und dem Material, zwischen Absicht und Intuition, und vollenden sich erst im Austausch mit dem Betrachter.
Die Renaissance-Meister haben mir gezeigt, wie man das Licht einfängt; die Surrealisten, wie man Träume visualisiert. Meine eigene künstlerische Reise ist der Versuch, beide Welten zu vereinen – die äußere Präzision mit der inneren Vision, die handwerkliche Meisterschaft mit der psychologischen Tiefe.
In meiner Kunst strebe ich danach, Momente zu erschaffen, in denen die Grenzen zwischen Betrachter und Betrachtetem, zwischen Subjekt und Objekt, für einen Augenblick aufgehoben werden. Diese Momente der Verschmelzung sind für mich der eigentliche Sinn künstlerischen Schaffens – Augenblicke, in denen wir erkennen, dass die Welt da draußen und die Welt in uns letztlich eins sind.
— Dzemo De Vinci

Portraits ermordeter und verfolgter Journalist:innen
Dzemail Demic hat sich mit seiner Kunst einem besonders wichtigen Thema gewidmet: den Journalisten, die für ihre Arbeit mit Verfolgung, Gewalt und sogar dem Leben bezahlen müssen. Durch seine Porträts bringt er die Gesichter und Geschichten jener mutigen Menschen zum Leben, die oft in Vergessenheit geraten oder in der Öffentlichkeit nicht die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Für Dzemail geht es bei dieser Arbeit nicht nur um Kunst, sondern darum, den Kampf um Pressefreiheit sichtbar zu machen und zu ehren.
In einer Welt, in der Journalisten immer wieder Opfer von Zensur und Unterdrückung werden, ist es wichtig, ihren Einsatz und ihre Opferbereitschaft zu würdigen. Dzemails Werke sind nicht nur eine Erinnerung an den Preis der Wahrheit, sondern auch eine Botschaft, dass der Einsatz für freie und ungehinderte Information ein unschätzbares Gut ist.
Auf der Frankfurter Rundschau werden die Berichte über die Wahrheitskämpfer regelmäßig publiziert.

Eine junge Stimme der Freiheit - im Visier der Gewalt
Jegor Sergejewitsch Schukow (geb. 1998, Russland) ist ein regierungskritischer Aktivist und Journalist, der durch seine scharfe Kritik an der russischen Regierung bekannt wurde. Nach einem Studium an der Higher School of Economics trat er zunächst als Videoblogger auf, bevor er nach einem staatlichen Verbot für den unabhängigen Radiosender Echo Moskwy arbeitete.
2019 wurde Schukow bei einer Demonstration in Moskau festgenommen und in einem politisch motivierten Prozess zu drei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt. Zudem durfte er zwei Jahre lang keine eigenen Webseiten betreiben, sein populärer YouTube-Kanal „Blog Shukowa“ wurde geschlossen. Das Urteil löste breite Empörung aus - unter anderem sprachen sich orthodoxe Priester, Künstler und Intellektuelle für ihn aus.
Trotz Repressionen setzte Schukow seine Arbeit fort, interviewte etwa Alexej Nawalny, und positionierte sich klar gegen den Giftanschlag auf den Oppositionellen. Wiederholt wurde er bedroht und angegriffen – zuletzt im August 2020, als ihn Unbekannte vor seiner Wohnung brutal zusammenschlugen. Für Schukow ist die Gewalt Ausdruck der Angst des Regimes vor einer jungen Generation, die Veränderung fordert.

Sie verteidigte die Freiheit - und wurde selbst zur Gefangenen
Nasrin Sotudeh (geb. 1963, Iran) ist eine iranische Rechtsanwältin, Journalistin und Menschenrechtsaktivistin aus Teheran. Nach ihrem Jurastudium konnte sie erst 2003 als Anwältin arbeiten und vertrat seither Minderjährige in Todeszellen, Oppositionelle, Angehörige religiöser Minderheiten und Frauen, die gegen das Kopftuch protestierten.
Bekannt wurde sie durch ihr Engagement in der Eine-Millionen-Unterschriften-Kampagne für Frauenrechte und durch die Verteidigung prominenter Fälle wie der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Wegen ihres Einsatzes geriet sie selbst immer wieder ins Visier der Justiz: 2010 erhielt sie elf Jahre Haft, Berufs- und Ausreiseverbot. 2018 wurde sie erneut zu insgesamt 38 Jahren Haft und 148 Peitschenhieben verurteilt – von denen sie nach iranischem Recht mindestens 17 verbüßen muss.
Sotudeh sitzt derzeit im Gharchak-Gefängnis bei Teheran. Sie hat mehrfach Hungerstreiks geführt, um auf Missstände und schlechte Haftbedingungen aufmerksam zu machen, und ihr Gesundheitszustand ist angeschlagen. Trotz Repressionen wurde sie international vielfach geehrt, unter anderem mit dem Sacharow-Preis und dem Alternativen Nobelpreis. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller Reza Khandan und hat zwei Kinder.

Sie erzählte Palästinas Geschichten - bis der Krieg auch sie verschlang
Ayat Khadoura (1996–2023) war eine palästinensische Journalistin aus dem Gazastreifen. Nach ihrem Studium in digitalen Medien an der Al-Quds-Universität arbeitete sie als freiberufliche Rundfunkjournalistin und wurde durch ihre Vlogs bekannt, in denen sie Politik, Kultur und Alltagsgeschichten aus Palästina dokumentierte. Besonders Beachtung fanden ihre Berichte über die Tötung von Ibrahim Nabulsi und über den Tod der Journalistin Shireen Abu Akleh.
Neben politischen Themen porträtierte Khadoura Frauen aus Gaza, sprach über Traditionen, Essen und Geschichte, und berichtete intensiv über den Krieg seit 2023. Ihre letzten Videobotschaften waren erschütternde Zeugnisse der Angst und Hoffnungslosigkeit einer jungen Generation, die nur noch vom Überleben träumt.
Am 20. November 2023 wurde die 27-Jährige zusammen mit mehreren Familienmitgliedern bei einem israelischen Luftangriff in Beit Lahya getötet. Ihr Tod reiht sich in die hohe Zahl getöteter Journalist:innen im Gazastreifen ein, die den Krieg zur tödlichsten Zeit für Reporter:innen weltweit gemacht hat.